Erkrankungen / Parodontitis /
Zahnfleischentzündungen (Gingivitis, Parodontitis)
Gingivitis und chronische Parodontitis (Entzündungen des Zahnhalteapparates) gehören neben Karies und dysfunktionellen Erkrankungen (Kiefergelenk, Muskulatur) zu den Haupterkrankungen unserer Patienten.
Therapeutisch spielt in der klinischen Zahnmedizin die Entfernung des auf den Zähnen gebildeten Zahnbelages (Plaques) als präventive Basisbehandlung die entscheidende Rolle (siehe auch der Beitrag unter Vorsorge). Unterstützt durch Aufklärungsarbeit am Patienten bzgl. Mundhygiene und Ernährung und durch ein gut strukturiertes Recallsystem, das entsprechend dem vorliegenden Schweregrad des Falles ausgelegt ist, gelingt es bei ca. 80% der Patienten mit Zahnfleischerkrankungen ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen.
Die folgende Bilderserie zeigt Ihnen schematisch die Entstehung einer chronischen Parodontitis mit Zahnverlust.
Wichtiges Entscheidungskriterium für weitergehende Behandlungsmaßnahmen wie Scaling und Root planing (Säubern und Glätten der Wurzeloberfläche) bei vertieften Zahnfleischtaschen (ab ca. 4mm) oder ggf. operative Eingriffe im Sinne von Lappenbildungen (Arbeit unter direkter Sicht) ist die Blutung aus der Zahnfleischtasche beim Sondieren mittels Parodontalsonde, einem skalierten Instrument – ähnlich einer Sonde – mit abgerundetem Ende.
Die BOP (bleeding on probing) dokumentiert eine entzündliche Situation in der Tasche unterschiedlichen Schweregrades, bedingt durch bakteriell ausgelöste Immunprozesse verknüpft mit weichem und hartem Zahnbelag im Taschenbereich, der durch die Vorbehandlung nicht erreicht werden konnte. Moderne laborchemische Untersuchungsmethoden wie die Bestimmung spezifischer Enzyme, sogenannter Matrix-Metalloproteinasen, zeigen den Schweregrad parodontaler Abbauprozesse (aMMP8), aber auch positiven Fortschritt einer erfolgreichen Therapie.
Die Hintergründe der Entstehung von Zahnfleischerkrankungen sind äußerst komplex und erfordern vielfältige diagnostische und therapeutische Ansatzpunkte. Beispiele hierfür sind neben mangelhafter Mundhygiene und Ernährung mit hohem Prozentsatz leicht zu verstoffwechselnder Kohlenhydrate hormonelle Probleme, innere Erkrankungen wie z.B. Diabetes, Medikamentennebenwirkungen, einige wenige erblich bedingte Aspekte und starker Stress. Durch die Möglichkeiten der Komplementärmedizin, hinter die Kulissen eines Systems zu blicken, lässt sich eine Bewertung der Risikofaktoren und eine effektive kausale, stabilisierende und regenerierende Behandlung erzielen.
Durch den Einsatz sog. Schmelz-Matrix-Proteine in Form eines schonenden operativen Verfahrens kann zusätzlich der Versuch unternommen werden, in geeigneten Fällen eine Neubildung von Knochen zu erzielen. Der Einsatz von Antibiotika sollte nur wirklich hartnäckigsten Fällen vorbehalten sein und unter Abwägung aller Aspekte erfolgen (z.B. bei der sog. Refraktären Parodontitis).